MADEN, HEUSCHRECKEN UND CO.: WÜRDEST DU INSEKTEN ESSEN?

Jetzt mal im Ernst: Wer bitteschön findet es schon appetitlich, sich eine Heuschrecke zwischen die Zähne zu schieben? Oder einen dicken grünen Käfer? Das ist doch eklig! Oder doch nicht? Wenn man genau hinsieht, kommt es wie bei jedem Essen auf die Art der Zubereitung an. Selbst in deutschen Supermärkten gibt es mittlerweile ganz normale Produkte aus Krabbeltieren – z.B. einen Insekten-Burger. Doch warum eigentlich? Na ja: Viele Konsumenten schätzen die gesunde Alternative zum Fleisch – vor allem, weil sie der Natur auch viel weniger schadet, als die Aufzucht von Hühnchen, Rind oder Schwein.

Wenn man beim Thema „Insekten essen” nur auf die Wissenschaftler hören würde, dann wäre die Sache eigentlich ganz klar, denn die sagen: Ohne den Verzehr von Insekten werden sich die Menschen auf der Erde in der Zukunft nicht ernähren können. Schließlich werden die Menschen immer zahlreicher, aber der Platz auf der Erde – z.B. für den Anbau von Getreide, Obst und Gemüse, aber auch für die Tierhaltung – ist begrenzt. Und das heißt: früher oder später müssen wir uns Gedanken über Alternativen machen.

Dass deshalb auf einmal Insekten als Nahrung gefragt sind, liegt auf der Hand, schließlich leben auf der Erde mehr als eine Million verschiedener Arten und fast zweitausend davon sind tatsächlich essbar. In vielen Ländern gehören Käfer, Spinnen, Raupen und Heuschrecken schon längst zur heimischen Küche – frittiert, gebraten, gekocht – da gibt es viele Möglichkeiten. So z.B. in China, Thailand, einigen Ländern Afrikas aber auch in Australien sowie in Mittel- und Südamerika.
Du siehst: Die halbe Welt ernährt sich schon von Insekten, warum sollten wir also darauf verzichten? Weil sie eklig sind? Weil Insekten uns Angst machen?

1. WARUM HABEN MANCHE MENSCHEN SOLCHE ANGST VOR INSEKTEN? 

Vielleicht machen dir Insekten ja keine Angst, aber du kennst bestimmt Leute, die regelrecht ausflippen, sobald Käfer, Bienen, Wespen, Fliegen, Falter oder Spinnen in ihre Nähe kommen. Dafür gibt es gute Gründe, sagen einige Wissenschaftler. Unsere Vorfahren, also jene Menschen die vor Tausenden von Jahren gelebt haben, hatten sich tatsächlich noch vor – vornehmlich giftigen – Krabbeltieren zu fürchten. Erstens gab es viel schlechtere Medizin als heute aber auch viel größere, gefährlichere Insekten – und in viel größerer Zahl als zu unserer Zeit.

Wenn man so will, ist die Angst vor Insekten ein sogenannter „Urinstinkt”, der uns heute nicht mehr viel nützt. Ganz im Gegenteil: Derzeit sterben viel zu viele Insekten und das beschert unserer Landwirtschaft gewaltige Probleme. Vielleicht hast du schon davon gehört, dass seit geraumer Zeit zu viele Bienen sterben. Die Gründe sind umstritten, doch fest steht: der Mensch ist schuld daran. Und wenn die Bienen nicht mehr scharenweise Pflanzen bestäuben, dann wachsen keine neuen Blumen, Sträucher und Bäume mehr nach. Im schlimmsten Fall muss der Mensch dann selbst Hand anlegen. Doch das ist mühsam, teuer und eigentlich bescheuert. Albert Einstein, der größte Physiker des 20. Jahrhunderts, wusste dies schon lange bevor das große Bienensterben anfing:

Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr.

2. WELCHE INSEKTEN SOLLEN WIR ESSEN UND WARUM EIGENTLICH? 

Ganz so dramatisch ist es zum Glück nicht. Doch sollen wir nun auch noch damit anfangen, Bienen zu essen? Nein! Soweit kommt es bestimmt nicht. Außerdem gibt es andere „Kandidaten”, die dafür viel besser geeignet sind.

Da wären zum Beispiel Käfer, Maden und Larven. Noch nicht überzeugt? Wie wär es mit Fliegen, Mehlwürmern und Grillen? Immer noch keinen Appetit? Heuschrecke vielleicht? Verständlich, dass einem nicht gleich das Wasser im Munde zusammenläuft, aber lass dir gesagt sein: Insektenfutter muss nicht aussehen wie Insekten. Wenn man dir einen Schokoriegel oder einen Burger – hergestellt aus Mehlwürmer oder Larven – auftischen würde, du würdest sehr wahrscheinlich keinen großen Unterschied schmecken und womöglich fragen: Ist das Hühnchen?

Warum dann nicht gleich weiter Hünchen, Schwein und Rinder essen? Das ging doch bisher auch? Tja: Der Mensch hat es leider übertrieben. Das kann man eigentlich nur in Zahlen erklären: 80% aller Wasservorräte auf der Erde, 70 Prozent aller Ackerflächen, 80% der Maisproduktion und die Hälfte der gesamten Herstellung von Soja dienen allein dazu, Tiere zu füttern, die wir dann essen. Anders gesagt: Die Tiere, die wir essen, essen und trinken viel zu viel von der Nahrung und dem Wasser, das wir eigentlich selbst für uns Menschen bräuchten.

3. FLEISCH HAT KEINE GROẞE ZUKUNFT MEHR

Es gibt sogar Menschen die sagen, wir richten die Erde zu Grunde für ein Stück Fleisch auf dem Teller. Das mag übertrieben sein, ist im Kern aber wahr. Denn da die Menschen immer mehr werden – ganze 9 Milliarden bis 2050 – , müssen wir viel sparsamer werden, damit in Zukunft überhaupt alle zu Essen haben können.

Und genau deshalb sind Insekten so ideal für uns: Insekten ernähren sich auch von Speiseresten und Gemüseabfällen. Sie brauchen kein Futter, das wir selbst essen könnten. Sie sind einfach in sehr großer Zahl zu halten und verbrauchen in der Aufzucht viel weniger Wasser. Zum Vergleich. Ein Kilo Rindfleisch braucht 15000 Liter Wasser. Die gleiche Menge Insekten benötigt drei Liter! Krass oder?

Und jetzt kommt’s: Der Eiweißgehalt (Proteine) von Insekten liegt bei 75 Prozent – das ist wesentlich höher als der von Fleisch, Eiern oder Geflügel. Sie ernähren uns also mindestens genausogut, wenn nicht sogar besser. Außerdem sind Insekten reich an Fettsäuren, Vitaminen und Mineralien – alles was der Mensch so braucht. Und im Gegensatz zu Fleisch enthalten sie kein Cholesterin – ein (Mit-) Hauptverursacher von Volkskrankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck.

Kannst du dir nun besser vorstellen mal in ein Insekt zu beißen? Es zu probieren? Ist es letztlich nicht alles eine Frage der Gewohnheit? Was glaubst du wie deine Ur- oder Großeltern reagiert haben, als der erste „Cheeseburger” auf den deutschen Markt kam. „Igitt! Pfui! So einen Pappkarton isst man doch nicht!” Und heute? Tja. Dem Insekten-Burger und vielen anderen Produkten wird es ähnlich ergehen. Heute eklig, morgen von vielen verspeist. Wollen wir wetten? 😉

4. ZUM ABSCHLUSS NOCH EINIGE ZAHLEN

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