Alle Wunder dieser Welt an nur einem Ort? Willkommen auf der Expo!

Expo bedeutet übersetzt Weltausstellung. Erinnerst du dich? Ein Mitglied der Earthgang, Maria, war 2015 auf der Expo in Mailand. Dort stellten über 140 Länder ihre Ideen, Techniken und Erfindungen vor, wie sie in Zukunft „den Planeten ernähren” – denn die „Ernährung der Zukunft” war das große Thema dieser Expo. Doch seit 1851 gab es schon über 70 dieser Veranstaltungen und jede hatte ein anderes Motto. Eines haben aber alle Expos gemeinsam: Sie sind riesengroß und faszinieren eine Menge Besucher.

Kannst du dir vorstellen, was das für ein Getümmel sein muss? Wenn Austeller aus aller Herren Länder – bei der letzten Expo in Mailand waren es 145 – an einem Fleck in einer Stadt dieser Welt zusammentreffen und ihre neuesten Erfindungen präsentieren? Was es da wohl alles zu sehen gibt? So viele unterschiedliche Menschen, verschiedene Sprachen, unglaubliche Technologien, die seltsamsten Klamotten sowie exotische Speisen und Gerichte.

Das Thema Essen prägte insbesondere die vorletzte Weltausstellung in Mailand 2015. Die Expo 2017 war in Kasachstan, die nächste wird 2020 in Dubai sein, weißt du, wo das liegt? Und weißt du auch, wo die erste Weltausstellung stattfand? Vor über 150 Jahren? In London. Doch warum genau dort und warum im Jahr 1851?

Die Welt zu Gast in London: The Great Exhibition 1851

Das Warum ist ein bisschen kompliziert: Vielleicht hast du schon mal vom amerikanischen Präsidenten, Donald Trump gehört? Und darüber, dass er in Zukunft möchte, dass deutsche Autobauer wie z.B. BMW, gefälligst Geld bezahlen, wenn sie Autos in den USA verkaufen. Die meisten Länder halten es allerdings für vorteilhaft, wenn jedes Land seine Produkte in jedem anderen Land frei verkaufen darf, also ohne extra Gebühren oder Aufschläge, auch Zölle genannt.

Du selbst hältst das vermutlich auch für besser: Weißt du aus welchem Land dein Smartphone kommt? Oder die Klamotten, die gerade trägst? Woher kommen die? Oder die Bands, die du gerne hörst? Und erst das Auto deiner Eltern? Tja. Wenn alle Länder auf alle Produkte hohe Gebühren, also Zölle erheben würden, dann würde dein Smartphone, deine Musik oder deine Jeans auch erheblich mehr Geld kosten.

Diese Entwicklung erkannten die Menschen bereits im Jahr 1851 und so kam es zur ersten großen Weltausstellung in London. Damals war es überhaupt keine Selbstverständlichkeit, dass Länder ihre Güter einfach in anderen Ländern verkaufen dürfen. In London war man aber begeistert von der Idee eines weltweiten Freihandels. Es würde mehr und billigere Produkte für alle geben – so der Gedanke. Die Geschäftsleute betrachteten die Weltausstellung von 1851 somit als ideale Werbeplattform für den weltweiten Freihandel. Facebook gab es damals ja noch nicht.

Die zugegeben etwas ungewöhnliche Werbemaßnahme hatte jedenfalls Erfolg: Über 28 Länder nahmen an der Ausstellung teil und schickten 17.062 Aussteller hin. Noch nie in der Geschichte besuchten so viele Menschen eine einzelne Veranstaltung: Über 6 Millionen Schaulustige strömten in den Crystal Palace im Hyde Park in London. Darunter waren auch ein paar Maler, die das ganze Spektakel für uns „aufgezeichnet” haben. Mal sehen, was du alles darauf erkennst:

Links siehst du den Crystal Palace im Hyde Park in London. Eine gewaltige Fläche oder? Rechts siehst du das Innere des „Palastes”. Die Struktur hat sich bis heute so gehalten. Doch statt in Zelten stellen die Aussteller ihre „Erfindungen” heute in sog. „Pavillons” vor. Die oft von berühmten Künstlern aufwändigen und teuren Pavillonbauten werden nach der Ausstellung meistens leider abgerissen – man kann sie also nur vor Ort während der Expo sehen. Und fällt dir noch etwas auf? Der Kleidungsstil der Besucher – der hat sich über die Jahre ganz schön geändert. Heute kann man statt Zylinder und Frack auch einfach ein T-Shirt anziehen, wenn man die Expo besucht. (Die Bilder vergrößern sich übrigens, wenn du darauf klickst)
So sieht es übrigens heute auf der Expo aus. Links siehst du das Gelände der Expo 2015 in Mailand. Rechts den Deutschen Pavillon, wo ausgewählte Vertreter ihre neuesten Erfindungen vorstellten.

Technik erobert die Welt?

Doch die wichtigste Frage haben wir noch gar nicht geklärt: Warum kamen so viele Besucher auf die Expo 1851? Insekten gab es jedenfalls nicht zu essen – so wie auf der Expo 2015 in Mailand. Dafür gab es zwei andere Weltneuheiten: Den weltersten Telegrafen und den weltersten Bürostuhl aus Kautschuk – Das ist ein spezieller Kunststoff bzw. Gummi.

Und dafür reisen extra 6 Millionen Besucher nach London? Tja, stell dir mal eine Welt ganz ohne Handys und Telefonen vor. Mit Telegrafen wurde es auf einmal nämlich möglich Nachrichten über weite Entfernungen in wenigen Sekunden zu verschicken. Zuvor musste extra ein Bote per Kutsche, Pferd oder Zug die Nachricht persönlich überbringen – was für eine Erleichterung. Heute – im Zeitalter der Satelliten – benutzen wir dafür natürlich Internet oder das Telefon.

Nur den Kautschuk – auch wenn es langweilig klingt – den brauchen wir heute noch viel dringender als 1851. Alle Autoreifen bestehen aus Kautschuk. Und was denkst du steckt in deinem Kaugummi? Deinem Radiergummi? Alles Kautschuk! Wenn du deinen Kaugummi zu lange kaust – schmeckt er dann nicht zäh wie ein Autoreifen 😉

Was alle Weltausstellungen gemeinsam haben

Anders als der erste Telegraph, hat der neuartige Kunststoffstuhl 1851 wahrscheinlich keinen Besucher aus den Latschen gehauen, doch das ist heute auch nicht mehr das Ziel einer Weltausstellung: Ursprünglich ging es zwar bei einer Expo eigentlich nur darum, mit neuen technische Entwicklungen zu prahlen, um damit ein weltweites Publikum zu beeindrucken und internationale Geschäfte zu machen.

Doch schon seit mehr als 30 Jahren ist „Erziehung” das eigentliche Ziel aller Weltausstellungen. Es geht also nicht mehr so sehr darum, Geschäfte zu machen, sondern Ideen zu entwickeln, um die „drängenden Probleme der Gegenwart” – z.B. Umwelt, Ernährung, Migration – zu lösen.

Ob das dann auch klappt, das weiß während der Weltausstellung noch keiner: Da neue, bislang wenig bekannte Erfindungen vorgestellt werden, kann niemand genau sagen, ob diese Techniken eher Randerscheinungen bleiben oder die Welt im Sturm erobern. Ob zum Beispiel all die Nahrungsmittel aus Insekten, die bei der Expo 2015 in Mailand vorgestellt wurden, jemals im Supermarkt verkauft werden? Wer weiß.

„Doch was jetzt nicht ist, das mag noch kommen(…)”

(…) Dieses Motto könnte man demnach unter jede Expo schreiben. Denn wie gesagt: Bei einer Weltausstellung geht es in erster Linie um zwei Dinge. Erstens geht es immer um ein Zukunftsthema, also Herausforderungen, die die Menschheit in Zukunft lösen sollte. Zweitens werden dazu von allen möglichen Ländern unterschiedlichste Erfindungen präsentiert, die den zukünftigen Herausforderungen womöglich besser begegnen können. 2015 (in Mailand) war das Thema Ernährung. 2017 (in Kasachstan) Energie.

2020 wird die Expo in Dubai stattfinden. Das Motto wird lauten: „Wissen verbinden, Zukunft gestalten”. Klingt erstmal nicht so spannend, aber wenn du vor Ort bist, würdest du Bausteine klotzen. Dort wird es vor Robotern und neuester Kommunikations- & Computertechnik nur so wimmeln. Millionen Besucher werden kommen. Und genauso wie in London im Jahr 1851 werden die Menschen staunen über all die von Menschen gemachten Erfindungen, die uns jetzt vielleicht noch wie „Science-Fiction” vorkommen, aber: womöglich benutzen wir sie schon sehr bald.

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